Erwerbs- und Unternehmensformen – Artists Take Action

Wie wird ein Einzelunternehmen gegründet?

Ein Einzelunternehmen kann jederzeit von einer einzelnen natürlichen Person gegründet werden.

Das Unternehmen – die selbstständige Erwerbstätigkeit – existiert, sobald jemand eine regelmässige wirtschaftliche Tätigkeit aufnimmt. Regelmässig meint, wenn jemand innerhalb Jahresfrist immer mal wieder auf eigene Rechnung Aufträge ausführt.

Das Einzelunternehmen muss bei einer AHV-Ausgleichskasse angemeldet werden. Es ist keine öffentliche Beurkundung verlangt – für die Gründung braucht es also keinen Gang zum Notariat.

Tipp Zur Gründung eines Einzelunternehmens eine Treuhandfachperson beiziehen.

Zur Gründung und behördlichen Anmeldung eines Einzelunternehmens lohnt es sich, sich von einer auf den Kulturbereich spezialisierten Treuhandfachperson beraten zu lassen. Die Berufsverbände halten entsprechende Adressen bereit. Die Beratungskosten bewegen sich zwischen CHF 120 und CHF 180 pro Stunde. In der Regel reichen ein paar wenige Beratungsstunden aus.

Was kostet die Gründung eines Einzelunternehmens?

Die Gründungskosten für ein Einzelunternehmen sind sehr tief und beschränken sich auf allfällige Beratungskosten und die Grundinfrastruktur, die allenfalls für den eigenen Betrieb notwendig ist. Für die Registrierung bei der AHV-Ausgleichskasse fallen keine Gebühren an.

Es ist kein Kapitalnachweis notwendig, indem für das Unternehmen ein bestimmter Geldbetrag hinterlegt wird, wie es bei der Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH oder einer Aktiengesellschaft AG verlangt ist.

Wo muss das zu gründende Einzelunternehmen angemeldet werden?

Die Anmeldung der selbstständigen Erwerbstätigkeit erfolgt bei der kantonalen AHV-Ausgleichskasse des Wohnkantons. Diese entscheidet darüber, ob der Status der selbstständigen Erwerbstätigkeit anerkannt wird. Dazu müssen ein Anmeldeformular ausgefüllt und eine Reihe von Belegen eingereicht werden.

Tipp Elektronische Registrierung bei Easygov

Die Anmeldung für die selbstständige Erwerbstätigkeit kann online erfolgen bei Easygov, dem offiziellen Online-Schalter für Unternehmen.

Easygov.

Hinweis Kantonale und andere AHV-Ausgleichskassen

In jedem Kanton gibt es eine öffentliche kantonale Ausgleichskasse sowie Ausgleichskassen der Verbände. Die Verbandskassen führen die gleichen Dienstleistungen und Leistungen durch wie die kantonalen Kassen. Für die erhobenen Sozialversicherungsbeiträge für die AHV, IV und EO spielt es keine Rolle, von welcher AHV-Ausgleichskasse die Beiträge erhoben werden. Sie sind in der ganzen Schweiz gleich.

Zu welchem Zeitpunkt muss die Anmeldung erfolgen?

Die Anmeldung als selbstständigerwerbend erfolgt rückwirkend. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Erwerbstätigkeit bereits einige Monate ausgeführt wird.

Hinweis Antrag innert Jahresfrist stellen

Obwohl davon ausgegangen wird, dass der Geschäftsverkehr mit Kund:innen bereits begonnen hat, muss der Antrag spätestens ein Jahr nach Aufnahme der Tätigkeit eingereicht werden.

Wenn bereits vor der Anerkennung der Selbstständigkeit ein Einkommen aus einer selbstständigen Tätigkeit erwirtschaftet wird, muss dieses in der Steuererklärung entsprechend angegeben (deklariert) werden.

Die Steuerbehörde meldet dieses Einkommen dann der AHV-Ausgleichskasse, worauf diese eine Rechnung mit dem geschuldeten Betrag für die Sozialversicherungsabgaben ausstellt.

Verspätete Anmeldung führt zu Zusatzkosten

Bei einer verspäteten Anmeldung einer Tätigkeit, die bereits vor langem begonnen hat, kann die AHV-Ausgleichskasse das Beitrittsdatum bis zu fünf Jahre rückwirkend bestimmen. Dabei sind die Sozialversicherungsbeiträge rückwirkend zu bezahlen.

Überdies fallen Verzugszinsen auf die Sozialversicherungsbeiträge an, die für die vergangenen Jahre geschuldet gewesen wären. Die Zinsen können bis zu 5 Prozent betragen (Art. 42 Abs. 2 AHVV).

Kann der Betrag nicht bezahlt werden, darf ein Zahlungsaufschub beantragt werden – es ist jedoch weiterhin Verzugszins zu leisten.

Welche Belege müssen zur Gründung eingereicht werden?

Zusammen mit der Anmeldung sind der AHV-Ausgleichskasse Nachweise von Verträgen, Offerten, Rechnungen, Quittungen und dergleichen einzureichen, die bezeugen, dass bereits ein gewisser Geschäftsverkehr mit Kund:innen bzw. Auftraggeber:innen besteht. Ein Minimum von drei bis fünf Auftraggeber:innen ist in der Regel notwendig, um mit dem Verfahren zu beginnen.

Welche Kriterien müssen für die Anerkennung erfüllt sein?

Damit der Status der Selbstständigkeit beantragt werden kann, muss belegt werden, dass es sich um eine echte Selbstständigkeit handelt und nicht um eine Umgehung des Sozialversicherungsrechts aus einem Angestelltenverhältnis. Zu dieser Prüfung werden die so genannten AHV-Kriterien der Selbstständigkeit beigezogen.

Hinweis Kantone anerkennen Selbstständigkeit unterschiedlich

Die Praxis, ob jemandem der Status der Selbstständigkeit zuerkannt wird, unterscheidet sich von Kanton zu Kanton. Die Bedingungen sind nicht im AHV-Gesetz festgelegt. Es kann also sein, dass eine Anmeldung in einem Kanton zurückgewiesen und in einem anderen unter gleichen Voraussetzungen angenommen wird.

Was ist bei der Anmeldung anzugeben?

Bei der Anmeldung der selbstständigen Erwerbstätigkeit muss Folgendes angegeben werden: die genaue Tätigkeit, der Beginn der Erwerbsaufnahme, der Name des Einzelunternehmens und die Geschäftsadresse. Überdies ist zwischen Haupt- und Nebentätigkeit zu wählen und das mutmassliche Jahreseinkommen zu nennen.

Genaue Tätigkeit

Bei der Anmeldung verlangt die AHV-Ausgleichskasse, dass die Art der selbstständigen Erwerbstätigkeit genau beschrieben wird. Es dürfen auch mehrere verschiedene Tätigkeiten gemeldet werden.

Tipp Berufsbeschreibung weit fassen

Die Beschreibung des Berufs bzw. der selbstständigen Tätigkeit sollte weit gefasst sein, damit sie die Arbeit in Zukunft nicht einschränkt. Liegen mehrere Tätigkeiten in einem Bereich vor, so werden diese als Unterbereiche erfasst.

Verändert sich die Art der Tätigkeit, so ist dies zu melden

Wird eine selbstständige Tätigkeit in einem Berufsbereich aufgegeben und eine neue in einem anderen Berufsbereich aufgenommen, so ist dies der AHV-Ausgleichskasse zu melden. Ebenso zu melden sind Tätigkeiten in anderen Berufsbereichen, die zum bisherigen Berufsbereich neu hinzukommen.

Tipp Meldung bei Berufswechsel

Anna gibt ihre berufliche Tätigkeit als selbstständige Grafikerin auf und arbeitet fortan als bildende Künstlerin. Ihren Berufswechsel meldet sie der AHV-Ausgleichskasse.

Beginn der Tätigkeit

Bei der Anmeldung muss das Datum festgelegt werden, an dem die selbstständige Tätigkeit aufgenommen worden ist bzw. aufgenommen werden wird.

Name des Einzelunternehmens

Bei der Anmeldung muss ein Firmenname festgelegt werden. Dieser muss mindestens den Familiennamen der selbstständigerwerbenden Person beinhalten («König»). Zusätze wie Vorname und nähere Bezeichnungen sind zulässig («Koni Königs Kunstberatung»).

Ist ein Künstlername oder Aliasname erlaubt?

Die Verwendung eines Künstlernamens oder Aliasnamens ist zulässig. Im offiziellen Schriftverkehr mit den Behörden (Sozialversicherungen, Steueramt usw.), in Verträgen, im Rechnungswesen usw. ist jedoch immer der Familienname zu verwenden oder zumindest dem Aliasnamen beizustellen, damit die Zuordnung zur natürlichen Person eindeutig ist. Beispiel: Tanzagentur Extrapixel – Petra Peter.

Bestimmung der Geschäftsadresse

Um den Status der Selbstständigkeit zu erlangen, muss die Steueradresse des Einzelunternehmens notwendigerweise in der Schweiz liegen. Diese Geschäftssteueradresse muss bei der Anmeldung übermittelt werden.

Zugelassene Geschäftsadressen sind:

die Privatwohnung, sofern der private Mietvertrag dies erlaubt,
ein Geschäftslokal mit gewerblichem Mietvertrag,
ein Arbeitsplatz in einem gemeinsam genutzten Raum (Co-Working-Bereich, Untermiete usw.).

Wahl zwischen Haupt- und Nebentätigkeit

Bei der Anmeldung muss die selbstständigerwerbende Person festlegen, ob es sich bei ihrer Tätigkeit um eine Haupt- oder Nebenbeschäftigung handelt. Eine Haupttätigkeit ist jene Tätigkeit, mit der das hauptsächliche Einkommen erwirtschaftet wird. Es können auch mehrere Haupttätigkeiten vorliegen.

Eine selbstständige Nebenerwerbstätigkeit bedeutet, dass die selbstständigerwerbende Person hauptsächlich als angestellte Person arbeitet. In diesem Fall ist der Anmeldung der Arbeitsvertrag oder Lohnausweis beizufügen.

Mutmassliches Jahreseinkommen

Bei der Anmeldung ist das mutmassliche Jahreseinkommen aus selbstständiger Erwerbstätigkeit anzugeben. Das ist der Jahresgewinn, der sich aus den Einnahmen abzüglich der geschäftlich bedingten Ausgaben ergibt.

Auf den Jahresgewinn werden die Sozialversicherungsbeiträge erhoben. Der geschuldete Betrag wird auf vier Jahresrechnungen aufgeteilt. Alle drei Monate ist eine Tranche – eine so genannte Akontorechnung bzw. der so genannte Akontobeitrag – zu bezahlen. Erweist sich das mutmassliche Einkommen im Nachhinein als höher oder tiefer, sind entweder Nachzahlungen geschuldet oder der zu viel bezahlte Betrag wird zurückerstattet.

Warum muss das geschätzte Einkommen im Verhältnis zum Arbeitspensum stehen?

Wenn zum Zeitpunkt der Anmeldung das geschätzte jährliche Reineinkommen (Jahres-Reingewinn) für eine Anmeldung als Haupttätigkeit zu niedrig ist – zum Beispiel ein geschätztes Jahreseinkommen von CHF 15 000 bei einer hundertprozentigen Tätigkeit – kann die AHV-Ausgleichskasse die Anmeldung ablehnen, da sie der Meinung ist, dass mit diesem Einkommen aus selbstständiger Erwerbstätigkeit der Lebensunterhalt nicht gedeckt werden kann.

Tipp Vorgehen bei tiefem Einkommen

Wenn das geschätzte jährliche Reineinkommen (Jahres-Reingewinn) relativ niedrig ist, empfiehlt es sich, einen Antrag auf eine nebenberufliche anstatt auf hauptberufliche Selbstständigkeit zu stellen.

Hinweis: Liegt der Beschäftigungsgrad unter 50 Prozent oder besteht die Erwerbstätigkeit weniger als 9 Monate im Jahr, können Beiträge als nichterwerbstätige Person anfallen.

Was geschieht nach der Anmeldung?

Nach erfolgreicher Anmeldung erhält die selbstständigerwerbende Person eine Bestätigung, dass sie als Einzelunternehmer:in registriert ist. Sie erhält eine AHV-Abrechnungsnummer, über die die Zahlungen für die Sozialversicherungsbeiträge abgewickelt werden. Ausserdem wird ihr eine Nummer zur Unternehmensidentifikation zugewiesen, die so genannte UID.

Wird der Antrag auf Selbstständigkeit abschlägig beantwortet, darf zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Anmeldung erfolgen.

Tipp Anderswo erfolgreich anmelden

Klappt die Anmeldung nicht, so kann sie auch in einem anderen Kanton versucht werden, sofern der Geschäftssitz auch tatsächlich in einem anderen Kanton gegründet wird. Zu bedenken ist hierbei jedoch, dass das Einzelunternehmen am Geschäftssitz seine Steuern bezahlen muss. Liegen Wohnsitz und Geschäftssitz in verschiedenen Kantonen, werden die buchhalterischen Anforderungen und das Ausfüllen der Steuererklärung aufwendiger.

Was ist die Unternehmens-Identifikationsnummer UID?

Die Unternehmens-Identifikationsnummer UID ist eine Referenznummer für die Korrespondenz mit den Behörden. Sie bestätigt die behördliche Registrierung des Einzelunternehmens.

Die selbstständigerwerbende Person kann die UID auf Rechnungen und Kostenvoranschlägen angeben, um Auftraggeber:innen zu signalisieren, dass die Tätigkeit bei den Sozialversicherungen angemeldet ist.

Wie können sich Grenzgänger:innen in der Schweiz als selbstständigerwerbend anmelden?

Grenzgänger:innen mit steuerlichem Wohnsitz in einem Nachbarland der Schweiz, die sich in der Schweiz selbstständig machen wollen, müssen ihren Antrag auf Selbstständigkeit zusammen mit ihrem Antrag auf eine Grenzgänger-Arbeitsbewilligung (Ausweis G) bei den Migrations- und Arbeitsmarktbehörden des Kantons einreichen, in dem die selbstständige Tätigkeit ausgeübt werden soll.